Stress & Zwischenräume

Stress & Zwischenräume

Orientiert man sich ausschließlich am Ziel,
so ist das räumliche Intervall bis zum Zielpunkt nur noch ein Hindernis,
das möglichst schnell zu überwinden ist.

Die reine Zielorientierung nimmt dem Zwischenraum jede Bedeutung.
Sie entleert ihn zu einem Korridor, dem jeder Eigenwert fehlt.

Die Beschleunigung ist der Versuch, die Zwischenzeit, die für die Überwindung des Zwischenraumes notwendig ist,
ganz zum Verschwinden zu bringen.

Byung-Chul Han (2009). Duft der Zeit. Ein philosophischer Essay zur Kunst des Verweilens. Bielefeld: Transkript-Verlag

 

Es kann interessant sein, im eigenen Leben die Zwischenräume wieder zu entdecken. Die Wolken am Himmel wahrzunehmen während wir auf die S-Bahn warten, sich ein wenig früher auf den Weg zum nächsten Termin zu begeben, die Ruhe auf dem Weg dorthin bewusst zu genießen und ruhiger, innerlich klarer und entspannter anzukommen. Das warme Wasser in der Dusche bewusst zu genießen und vieles anderes mehr. Vielleicht entdecken wir dabei sogar, dass es wohltuender ist, weniger Aktivitäten bewusst und ganz wahrzunehmen, Zeitfresser zu reduzieren, und mehr in dem Leben zu sein, das da ist, wo wir jetzt sind.

Der Meditationsmeister Thích Nhất Hạnh meint dazu: „Du hast eine Verabredung mit dem Leben. Das Leben findet jetzt statt. Wenn Du diesen Moment verpasst, verpasst Du Dein Leben.“